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Einsamkeit

  • Autorenbild: Ralph
    Ralph
  • 6. Apr.
  • 6 Min. Lesezeit

Und das hätte man ja gleich wissen können, dass man sich in einem neuen Land mit einer neuen Sprache einsam fühlt. Und das war mich auch bewusst, auch die Dimension. Was mir jedoch gerade viel bewusster wird ist, dass ich schon die letzten Jahre, auch in Deutschland, bereits sehr einsam war, deswegen ist die momentane Situation gar nicht so dramatisch, es ist viel eher diese seit Jahren andauernde Einsamkeit. Momentan potenziert sich die Einsamkeit, deswegen bricht es gerade heraus. Das ist heute kein Eintrag über das Auswandern und Australien per se, es ist eher eine kleine Reise in mich selber. Also langweiliges Zeug, blättert weiter, ich muss es mir von der Seele schreiben. Und nein es geht hier nicht um Selbstmitleid, ich bin mir sehr wohl bewusst, dass Einsamkeit auch positive Seiten hat, ich versuche gerade nur zu erörtern was mich stört. Also Einsamkeit, seit Jahren, jedoch genug Mechanismen gehabt um dies zu überspielen. Wenn ich die letzten Jahre anschaue bin ich seit 2019 siebenmal umgezogen. 7 Mal, Stuttgart nach Mannheim, Hanau, Mannheim, Hanau, Wiesbaden, Essen und jetzt Brisbane. Also jedes Mal wenn ich gerade wo sesshaft wurde, Leute kennengelernt hatte etc. und das braucht meiner Meinung nach ca 1 Jahr, zog ich schon wieder weg. Seit 6 Jahren ist das so, der Anfang mit Mannheim und Hanau hin und her (am Wochenende), viel in die Corona-Zeit, und das war für uns alle ja eine eher schwierige Zeit. Für jeden eine einsame Zeit. Auch für die Spinner, die kamen noch weniger damit klar, sich mit sich selber auseinandersetzten zu müssen, als die geistig eher stabileren. Deswegen denke ich kann Einsamkeit jeder nachvollziehen. Corona und die Isolationszeit hat mich gar nicht so viel getroffen, für mich änderte sich während der Zeit wenig, das heißt in der Schlussfolgerung, dass ich wohl schon länger einsam bin, vermutlich bereits als meine geliebte Ex-Frau nach Hanau zog und ich in Stuttgart blieb und in Mannheim arbeitete. Also so ab 2017. Jedoch wusste ich mich zu beschäftigen bzw mich abzulenken und ich hatte immer jemanden zum reden, zum telefonieren, und das ist es was gerade eher schwieriger ist. Zeitverschiebung und man glaubt es kaum, auch nach meiner Scheidung war meine gute Ex-Frau eine wichtige Bezugsperson, jedoch richtet sie sich gerade ihr neues Leben ein. Wer bin ich, dass ich sie dort zu sehr stören will. Ich habe die Frau jahrelang allein gelassen und war viel Unterwegs, in ihrer Einsamkeit hat sie sich etwas anderes gesucht. Nur fair, auch der Zeitpunkt an dem sie es mir eröffnete, für mich zwar ungeschickt aber eigentlich hat sie es hervorragend gemacht, für sich. Ich kann ihr nicht böse sein, wie gesagt, mittlerweile kann ich Einsamkeit verstehen. Dann kam Wiesbaden bei mir, furchtbar alleine gewesen, muss ich im Nachhinein zugeben und die Leute auf Arbeit, zum weglaufen. Was ich auch gemacht habe, nach Essen, zu meiner lieben V. Der Guten bin ich wohl auch sehr viel auf die Nerven gegangen, aber sie hat mich ausgehalten, aber ich habe diese Freundschaft sehr strapaziert, sehr stark. Um die Geschichte kurz zu machen, es war (ist) besser dass ich ging, es hat mich zwar zerrissen, aber so ist das eben manchmal. Auch bei ihr möchte ich mich nicht permanent melden, sie hat anderes zu tun als mich zu unterhalten und mir beim Jammern zuzuhören, soviel muss ich ihr zugestehen. Ergo habe ich mich einfach nicht weiterentwickelt über die Jahre und hier sind wir nun, einsam und kein Plan wie ich das auf einem anderen Kontinent ändern soll. An den Linksverkehr habe ich mich ja mittlerweile gewöhnt, ich schaue nur noch ganz selten in die falsche Richtung bevor ich losfahre, aber mein gutes Fahrrad ist noch verschollen und mein Absender möchte momentan nicht für mich recherchieren wo es abgeblieben ist. Schade für mich, aber ich hätte es mir eigentlich denken können, dass das nicht gutgeht. Das Fahrrad das ich hier habe war dafür gedacht zwischen dem Bahnhof und der Arbeit zu pendeln, also nicht wirklich etwas um längere Strecken zu machen. Ich merke das jeden morgen und Abend bei den 14 Kilometern zur und von der Arbeit. Meine Kunst ist auch in ein paar Boxen in einem Keller in Ludwigsburg, hoffentlich nicht mehr lange, aber hier gibt es auch ein paar Probleme damit. Zum einen, ich weiß nicht wo ich das hier ausüben soll, die Australier schauen ja in ihre Mietobjekte, regelmäßig, das könnte Fragen aufwerfen wenn Tonnen von Farben, ein Laser und Abdeckplane in einem Zimmer zu finden ist. Zum anderen, in Australien bohrt man seine Wände nicht an, bzw muss den Vermieter um Erlaubnis fragen. Alles in allem nur kleine Probleme aber die Summe ist es. Das alles hat mich in Deutschland von meiner Einsamkeit abgelenkt. Hat funktioniert und nun? Jetzt könnte man meinen, warum hast du dir den keine Partnerin gesucht, bzw suchst du dir keine? Was soll ich sagen, es ist nicht so, dass es keine Gelegenheiten gegeben hätte, jedoch habe ich mittlerweile gewisse Vorstellungen, die bisher nur wenige erfüllten, wenigstens ansatzweiße. Dass ich mich wieder mit einer Frau liiere deren Interessen soweit divergieren wie die von meiner Ex-Frau und ich, das geht doch nicht gut. Außerdem bin ich es leid mich zu erklären, wie du hast kein Auto? Was ist den falsch mit dir? Warum habe ich keinen Führerschein, warum trinke ich keinen Alkohol, warum hast du ein Piercing, warum dies warum das, einfach kein Bock mehr, ich bin einfach anders als andere und je älter ich werde desto weniger Energie habe ich mich zu erklären Und hier? Das selbe und zusätzlich kostet mich die Sprache zu viel Energie, ich hatte einmal eine Beziehung mit Ewa, einer Polin, wohl eine der intensivsten Beziehungen die ich je geführt habe, aber auch eine der kompliziertesten, so beinahe ganz ohne Sprache. Einfach sehr sehr energieaufwendig und ich bin keine 28 mehr. Und damals war es einfach jemanden kennenzulernen, 2 Bier in den Kopf und am nächsten Morgen bist du bei der nächsten im Bett aufgewacht und hattest 3 neue „Freunde“. Tja die Zeiten sind vorbei. Dass ich alleine bleiben werde, das ist schon eigentlich sicher, aber einsam? Wann habe ich meine Freunde verloren? Die Antwort darauf ist nicht so komplex, jedoch vermute ich, dass die alle Haus, Partner und Kinder vorgezogen haben als so ein verlottertes Vagabundenleben wie meins. So einfach, so schmerzhaft und ehrlich. Wie geht es nun weiter? Wie immer? Es kann nur eine Richtung geben, nach vorne!

Die Kollegen auf Arbeit sind wirklich bemüht, alles super nett und freundlich, eingeladen werde ich, wir gehen essen. Eine Einladung ins Gym, zum Armwrestling, man geht mit mir einkaufen wenn ich ein Auto brauchen. Kommunikation ist da, WhatsApp hier, Anruf dort, Nachricht da, wirklich sehr sehr freundlich und positiv. Und ich? Ich genieße das natürlich, jedoch Kommunikation in einer anderen Sprache ist sehr anstrengen. Jeder Satz, jedes kleine bisschen. Sehr Energieaufwendig, das flutscht noch nicht so richtig und das wird auch noch eine Weile so sein. Warum, ich kann doch (auch nachgewiesenermaßen) englisch? Nunja, es sind wie Feinheit, die Tiefe die fehlt, die Essenz, ich kann zwar sagen, das die Rose rot ist, jedoch nicht was diese Blume in Ihrer Gänze für mich bedeutet. Mein Charakter, meine Tiefe, meine Gedanken, ich kann mich nicht richtig ausdrücken, das nagt am Selbstbild. Natürlich ist das auch ein kleines Problem im Status, vermutlich eher bei mir selber, als bei den anderen. Aber neuer Job, neuer Kontinent, zusätzlich neue Sprache, man fängt einfach bei Null an, andere nicht. Und dann zu guter Letzt, und das ist mitunter das schlimmste, ist es die Angst Fehler zu machen die Fehler macht um Hegel abzuwandeln. Das kenne ich ja schon von der Rechtschreibung, ich kann mich selber so verunsichern, dass ich nicht einmal mehr weiß wie man die simpelsten Worte schreibt. Und mit dem gesprochen Englisch? Mit anderen immigrierten komme ich super klar sprachlich, jedoch mit den Nativspeakern, da habe ich so meine Sperre im Kopf. Und Australisch? Ist kein Englisch! Somit ziehe ich mich jeden Tag ein kleines bisschen mehr zurück in mein Schneckenhaus, in die Isolation. Ich gehe aktiv dagegen vor nur kostet es Energie. Wenigstens Einkaufen funktioniert mittlerweile ganz gut, ich kenne die Texte und weiß was ich sagen muss um nicht weiter aufzufallen. Mittlerweile höre ich wohl nicht mehr so gut, was noch erschwerend hinzukommt, oder die nuscheln alle. Die nuscheln alle! Meine Aktivitäten um mich von meiner Isolation abzulenken? Boot fahren, wo immer es nur geht. Und ja, natürlich texten mich viele Leute an über die verschiedenen Plattformen, aber auch das, mit dem Zeitunterschied und all dem ganzen ist einfach momentan sehr Energieaufwendig. So ist das halt wenn man immigriert, gut zu wissen, da muss man durch. Der Text ist jetzt auch net so geil, aber keine Energie daran zu feilen. In diesem Sinne!

       

 
 
 

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