Sehnsucht
- Ralph
- 16. Sept. 2022
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Mai 2023

Sehnsucht, sitze zuhause und arbeite (ja wirklich arbeite) die Daten auf, die ich während der letzten 3 Wochen aufgenommen habe. Ich schaue die Bilder (3000) durch, und die Videos (120 GB) an und würde mich am liebsten auf das Fahrrad schwingen und schon wieder losfahren. Was hatte ich für Pläne noch dieses Jahr? Skandinavien, Portugal, Marokko, Loire Tal, Baltikum und Balkan. Zumindest den könnte ich noch machen, oder? Dann mit der Fähre von Griechenland nach Westen, dann Nordafrika. So war der Plan für den Herbst. Aber! Leider! Nein! Am Montag fängt der Rest meines neues Lebens an. Neue Arbeit, nicht gesucht und doch hat sie mich gefunden, dem Fachkräftemangel sein Dank. Sowas wie mich findet man ja nicht auf der Straße, oder? Und ablehnen? Nein ablehnen konnte ich nicht, zu gut das Angebot, Festanstellung, verantwortliche Position und das Geld, zusätzlich noch in der Region. Wirklich nicht. Hab dafür sogar den nächsten Postdoc abgesagt. Grüße nach Innsbruck! Hätte mir auch sehr gefallen dort. Das Institut, das Thema, die Ausrüstung, ach Wissenschaft, trotz Zeitverträge und dem geringen Gehalt (vor allem die Mieten dort), ich hätte auch dort Spaß gehabt. Aber dann hätte ich mein restliches Leben doch anders ausrichten müssen, scheiß auf Ruhestand. Und jetzt, scheint, als ob alles seinen gewohnten Gang geht und ich endlich ein aller Ruhe ein alter weißer Mann werde. Die letzte Hoffnung? Am ersten Arbeitstag wird mir gesagt: „ Tut uns leid wir haben uns verrechnet. Inflation! Energiekriese! Wir können uns Sie nicht mehr leisten. Wer zuletzt kommt, geht zuerst. Wir melden uns dann aber wieder bei Ihnen, sobald es wieder besser aussieht.“ Und weg wäre ich. Das Luftschloss meiner in trockenen Tücher gepackten Zukunft wieder zusammengepackt. Kann man ja noch brauchen, die Tücher, wenn man am Straßenrand mal auf`s Klo muss. Gleich los Richtung Süd-Osten, nochmal auf dem Weg an Innsbruck anklopfen, ob das Projekt schon besetzt ist? Schön wäre es. Naja auf der anderen Seite, langsam geht auch mein Budget zur Neige und sollte mal wieder gefüllt werden. Das war schon heftig, vor allem, nebenher eine Firma (mit)gründen, damit hat bei der Budgetplanung auch keiner gerechnet. Das zog die Kröten ganz schön aus dem Beutel. Noch kein Cent verdient, aber noch einiges auf der Investitionsliste. Zumindest die Homepage und alles weitere ist bald fertig, Lagerbestände aufgebaut. Am 1 Oktober soll es dort losgehen, bin gespannt. Läuft ja nichts weg. Wenn ein Bruchteil von dem reinkommt was wir ausgegeben haben, können wir froh sein, aber Spaß macht es. Auf der anderen Seite, wenigstens mal eine Firma gegründet, hat mir ja auch keiner zugetraut. Ist ja nicht so als ob ich mich in ein fertiges Nest gesetzt hätte und nun lautstark behaupte alles selber gemacht zu haben, ich habe tatsächlich jeden Fehler mindestens einmal selber machen dürfen. Oder wie es in Neudeutsch heißt: steile Lernkurve. Wie damals, studieren und gar das Studium mit einem Abschluss abschließe. Daran hat auch keiner geglaubt. Außer natürlich, danke an die viele Unterstützung liebe Familie! Die (im gesetzlichen Rahmen minimalst mögliche) finanzielle sowie vor allem die unschätzbare moralische Unterstützung! „Mit 24 noch ein Studium beginnen; Zeitverschwendung; du hast eine Ausbildung; geh zum Sozialamt wenn du Geld brauchst; das schaffst du nie; bist du schon fertig; andere Leute Kinder haben ihr Studium und Haus und Auto auch ohne ihre Eltern finanziert und das mit 18 Jahren; warum bist du exmatrikuliert wenn du jetzt krank bist muss ich das zahlen; wann bist du fertig (die Fragen ab dem 2. Semester); Du kannst dir dein Semesterticket nicht leisten? Dann laufe!“. Ich kann mich noch daran erinnern, mir wurde ein Leben im Gefängnis vorhergesagt. Ach, meine Wertschätzung für euch ist unermesslich. Ich schäme mich so für meine Leben und das wenig das ich erreicht habe. Ich traue mich gar nicht mehr unter Eure Augen zu treten. Ja die Tür zuzumachen, da einen Haken drunter zu machen, war auch eine sehr gute Idee, man muss auch loslassen können. Alles was man noch an schlechtem Gewissen hat, ist einzig einer Sehnsucht geschuldet. Der Sehnsucht nach Liebe, Geborgenheit und Anerkennung. Eine Sehnsucht die nie erfüllt werden wird, deswegen ist jede Träne, jeder Gedanke, jede Gefühlsregung nur eine verschwendeter Augenblick. Basta! Wo war ich und viel wichtiger wie bin ich hier her gekommen? Ach ja Sehnsucht! Klar wären jetzt nochmal ein paar Monate auf dem Fahrrad schön, aber ich kann es mir auch selber madig machen. Im August, bei teilweise 40°C, durch Italien zu fahren war, gelinde gesagt, auch ein bisschen wahnsinnig und hat mich an Grenzen gebracht. Dass mein Blutdruck hin und wieder so dermaßen in den Keller gegangen ist? Kenne ich nicht. Meine Verdauung? Da gab es am Ende sehr wenig Spaß. Ernährung ist bei mir im Normalzustand schon ein sehr heikles Thema, ich muss da sehr aufpassen, aber auf dieser Tour, ich habe beinahe gar nichts mehr vertragen. Wenn ich mal den Kaffee weglasse dann ist viel passiert. Zusätzlich habe ich mir dann noch irgendwo Corona eingefangen. Abends zuhause angekommen, morgens schon wieder los, auf dem Weg ins Pflegeheim. Dachte mir noch, dass das anstrengend war, das ganze Gepäck inclusive Fahrrad durch die Gegend zu tragen aber der Muskelkater ist doch ganz schön heftig und warum habe ich ein Kratzen im Hals, Sodbrennen? Dann dämmerte es mir langsam und ich holte mir einen Test, positiv, der zweite auch. Also umkehren, 2 FFP-2-Masken aufs Gesicht und mit Abstand zu allem und jedem nach Hause. Kaum zuhause ging dann auch das Fiber los. Kurz fröhliche 40 Grad und massive Kopfschmerzen bei denen keine Tabletten halfen, ansonsten eher geringe Beschwerden. Wo ich mir den dämlichen Virus eingefangen hatte? Keine Ahnung! Irgendwo zwischen Bogliasco und Nizza tippe ich. Bei der Belastung die ich hatte und dem resultierendem Immunsystem reichte wohl schon einer der ganz wenigen kurzen Kontakte die ich hatte, vermutlich in einem Laden. Nach den Symptomen war es wohl eine Omikronvariante. Tja, nach der 2ten Nacht war das Fiber weg, das Kopfweh zog sich noch einen Tag länger, das war es dann aber auch. Zog sich noch ein bisschen bis der Test wieder negativ war und ich endlich wieder raus konnte. Für long-covid scheine ich die falsche Zielgruppe zu sein, hoffen wir auf gute Immunität über den Winter, hätte mich schlimmer erwischen können. Also die ganze Tour bzw das ganze Jahr habe ich mir Gedanken gemacht, was ich mache wenn ich Corona bekomme, war vorsichtig und alles weitere und dann kurz vor dem Finale erwischt es mich dann doch noch. Zuhause, wie langweilig. Aber bezüglich Ernährung sollte ich mir für die nächste Tour doch noch Gedanken machen. Sollte mir mal bei den Läufern abschauen was die so konsumieren. Und ja richtig gelesen, die nächste Tour. Ja. Wird dann aber wohl nicht ganz so intensiv? Eher so 2 Wochen, 1x im Jahr, die nächsten 25 Jahre. Ob ich mir dafür noch diese Homepage halte? Klar! Aber im momentan noch keine Ahnung was die Zukunft exakt bringt, wer hat das schon? Ziele gibt es ja noch genug (siehe oben), vorerst wohl in Europa und spare mir den Rest der Welt dann auf sobald ich dann nicht mehr selbständig fahren kann. Gibt ja dann E-Mobilität. Jetzt heißt es erstmal Anzüge & Fahrräder, Rentensicherung etc. Der Plan als Reisblogger durchzustarten hat auch nicht funktioniert, nicht wirklich, bei Durchschnittlich 10 Lesern pro Bolgeintrag. Aber hey 10! Zweistellig! Da kenne ich andere. Aber irgendwie gibt es da auch andere. An was es bei mir liegt? Nun ja, wenn ich mir manch alte Einträge durchlesen, dann verstehe ich die selber nicht mehr, vor allem nicht die in englischer Sprache, und ich war dabei. Aber gut, täglich 10 – 12 Stunden Fahrradfahren und dann noch einen 2 sprachigen Blog schreiben, also andere würden das sicherlich besser hinbekommen, die haben aber mit 18 auch schon ein abgeschlossenes Studium, Haus, Auto und alles selber finanziert, nicht wahr? Da kann ich nicht mithalten. So was bleibt noch zu sagen? Danke für die Aufmerksamkeit, in diesem Sinne. Bis bald!
weitere Bilder: https://www.comeawaywithme.de/gallery
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